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Arbeitskreis Umweltschutz

Arbeitskreis Umweltschutz

Schöpfung bewahren konkret

 

Leitung:
Franz Aßbichler


Grüner Gockel, Umweltkreis der Evang. Kirche Solln

GruppenBild

 

 

Arbeitkreis Umweltschutz Kirchenvorstand Grüner Gockel: Bericht Herbst 2023

1987 fand sich auf Betreiben von Herrn Max Schmutterer der Kreis „Christen in der Verantwortung“ zusammen. Anlass war die Initiative Carl Friedrich von Weizsäckers und die Beschlüsse des Düsseldorfer Kirchentages unter dem Motto: „Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung“

Der Kreis veranstaltete Ausstellungen, Informationsvorträge mit anschließender Diskussion mit Referenten vom Bund Naturschutz, vom Vogelschutzbund und dem Umweltinstitut München, und vielen anderen.

1993 erfolgte die Umbenennung in „Arbeitskreis Umweltschutz“ (AKU).

Mit der Parole „Es stünde der Kirche gut an, öffentlich zu zeigen, dass sie einen guten Draht zum Himmel habe“, warb der AKU für die Installation einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Apostelkirche. Sie wurde im Jahr 1997 in Betrieb genommen, hatte eine Leistung von 4,4 kWp und kostete zu dieser Zeit 64.000 DM.

Für 10 Jahre erhielt die Kirche von den Stadtwerken München den vereinbarten Tarif von 2,00 DM/kWh.

2007 ging diese Anlage in das EEG über; von nun an galt bis 2020 der Tarif von 0,50 €/kWh.

Eine Berechnung von 2019 zeigte, dass diese Anlage seit Inbetriebnahme einen Betrag von mehr als 90.000 € eingespielt hat, auf EURO-Basis ca. das Dreifache der Anschaffungskosten. Aktuell ist diese Anlage „ausgefördert“.

23 Jahre lang hat sie ihren Dienst störungsfrei geleistet, sieht man einmal davon ab, dass ein Wechselrichter wegen Blitzschlag repariert werden musste. Diese Reparaturkosten wurden jedoch von einer Versicherung getragen.

Nach längerem Werben gelang es dem AKU im Jahr 2001, den Kirchenvorstand zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, die Warmwasserversorgung von Pfarr- und Mesnerhaus mit einer thermischen Solaranlage (Kollektor) auszustatten. Dadurch wurde es möglich, im Sommerhalbjahr die Heizkessel auszuschalten und so die jährlichen Kosten für Erdgas deutlich zu senken.

Apostelkirche Evangelische Kirche München Solln im Winter            Neben der Solarthermieanlage war ein zweites Projekt die Ansiedelung von Turmfalken im Turm der Apostelkirche. Dies gelang für eine gewisse Zeit, dann übernahmen Dohlen das Quartier.

Seit 2010 ist unsere Gemeinde mit dem Grünen Gockel zertifiziert, eine Zertifizierung nach EMAS, die zeigt, dass wir eine Gemeinde sind, für die die Bewahrung der Schöpfung ein wichtiges Anliegen ist.

Durch die fortlaufende Dokumentation der Verbrauchswerte für den Grünen Gockel entstand Transparenz, die die vermiedenen Verbrauchskosten aufgrund der umgesetzten Vorschläge des AKU sichtbar machten.

2014 trat Dekan Christoph Grötzner seinen Dienst als Pfarrer in der Apostelkirche an. Es war gerade Zeit für die erste Rezertifizierung des Grünen Gockels. Dekan Grötzner erhielt damit einen umfassenden Einblick in die Arbeit des AKU. Für das Prodekanat Süd war ein Verwaltungsbau auf dem Gelände der Kirche erforderlich, ein Pavillon nördlich des Pfarrhauses wurde geplant. Auf Betreiben von Herrn Dekan Grötzner wurde der örtliche Umweltbeauftragte in die Baukommission berufen, in der die Vertreter aller Gewerke die Baumaßnahmen abstimmten.

Heizungsanlage der Evangelische Kirche München Solln                Etwa zeitgleich zeigte sich, dass die Gasheizkessel mehr und mehr ihren Dienst versagten. Eine Erneuerung der Heizanlage war unumgänglich. So stellte sich in der Baukommission die Frage, in wie weit es sinnvoll sei, die neue Heizanlage so zu dimensionieren, dass auch der Pavillon mit der erforderlichen Wärme versorgt werden kann.

Das zuständige Ingenieurbüro favorisierte die Installation eines entsprechend dimensionierten Brennwertkessels. Den Vorschlag des Umweltbeauftragten, der Einsatz eines Blockheizkraftwerks sei aus ökonomischer wie ökologischer Sicht sinnvoller, meinte der Vertreter des Ingenieurbüros vom Tisch wischen zu können, indem er behauptete, dass es sich nicht rentiere. Die vom Umweltbeauftragten vorgelegte Wirtschaftlichkeitsberechnung der Firma Senertec bezeichnete er als unglaubwürdig, weil seiner Erfahrung nach Firmen die Leistungen ihrer eigenen Produkte in der Regel schönten. Daraufhin erhielt er durch die Projektleiterin des Kirchenbauamtes den Auftrag, eine „neutrale“ Berechnung durchführen zu lassen. Er forderte die Verbrauchswerte für Gas und Strom an. Die jährliche Dokumentation der Verbrauchsdaten für den Grünen Gockel machte es möglich, ihm die Werte der letzten 4 Jahre zur Verfügung zu stellen.

Heizungsanlage der Evangelische Kirche München Solln                    Zum Erstaunen aller fiel das Ergebnis für das vom Umweltbeauftragten vorgeschlagene BHKW (BlockHeizKraftWerk) bezüglich Wirtschaftlichkeit positiv aus! Ende 2016 ging die Anlage in Betrieb, eine Maschine der Firma Senertec mit dem Namen „Dachs“, kombiniert mit einer „Spitzenlasttherme“. Da die ehemalige Luftheizung der Kirche eine Leistung erforderte, die weit über der thermischen Leistung des Dachs lag, war diese Kombination erforderlich. Beide Geräte laden einen Pufferspeicher. Reicht einmal die Leistung des BHKW nicht aus, gibt dieses die Zuschaltung der Therme frei. Beide Anlagen arbeiten im Brennwertbereich. Dies bedeutet, dass der nachgeschaltete Wärmetauscher das Abgas soweit herunterkühlt, dass der enthaltene Wasserdampf zu Wasser wird. Durch diesen Übergang wird Wärme frei, die genutzt werden kann.

Zur Orientierung: Die Energie, die einem Liter Wasser zugeführt werden muss, um Wasser mit 100°C in Dampf mit 100°C zu verwandelt, entspricht etwa der gleichen Energiemenge, die benötigt wird, einen Liter Wasser von 15°C auf 60°C zu erwärmen. Das bedeutet: Beim Aggregatwechsel von Dampf zurück zu Wasser wird eine nicht geringe Energiemenge frei, die in das Heizwasser geliefert wird.

Woher kommt das Wasser im Abgas? Erdgas besteht weitgehend aus Methan (CH4); der Kohlenstoff darin verbrennt zu CO2 und die 4 Wasserstoffatome verbrennen zu H2O = Wasser.

Beim Heizöl passiert ein ähnlicher Vorgang, hier ist lediglich das Verhältnis Kohlenstoff zu Wasserstoff aufgrund der langkettigen Moleküle ungünstiger, zudem ist im Heizöl in der Regel auch Schwefel enthalten, der zu Schwefeldioxid (SO2) verbrennt. BHKWs vom Typ Dachs können bei entsprechender Modifizierung auch mit Heizöl betrieben werden. Bei diesen Maschinen ist jedoch ein wesentlich höherer Wartungsaufwand erforderlich (so die persönliche Erfahrung des Verfassers).

Das BHKW versorgt die Kirche, das Gemeindehaus, das Pfarr- und Mesnerhaus und den Dekanatspavillon mit Wärme und Strom, und das wesentlich wirtschaftlicher als ein Brennwertkessel, der nur Wärme liefert.

  • 30% des erzeugten Stromes decken ca. 70% des Bedarfs auf dem Gelände; und 50% des Wärmebedarfs wird durch das BHKW erzeugt. Die noch fehlende Wärme wird durch die Spitzenlasttherme erzeugt, der noch fehlende Strom wird aus dem öffentlichen Netz zugekauft.
  • Rund 70% der durch das BHKW erzeugten elektrischen Energie werden in das öffentliche Stromnetz eingespeist und je nach EEX-Tarif vergütet. Daher werden an die zuständigen Stellen nicht die Zählerstände zum Jahresende übermittelt, sondern die zum Quartalsende.
  • Der Tarif nach EEX lag in der Vergangenheit stets bei 3 bis 4 ct/kWh des eingespeisten Stroms. 2022 lag der Tarif in den ersten 3 Quartalen bei rund 18 ct/kWh und stieg im 4. Quartal auf 37,6 ct/kWh.
  • Der Ertrag des BHKW in 2022 beträgt laut Abrechnung der SWM 8.848,22 €. Durch die Rückvergütung der Mineralölsteuer in Höhe von 751,86 € erhöht sich der Ertrag auf eine Gesamtsumme von 9.600,08 €. Nicht eingerechnet ist hier der Vorteil des Eigenverbrauchs des erzeugten Stromes, der günstiger ist als der Zukauf von elektrischer Energie aus dem öffentlichen Netz.
  • 2021, als die Kirche noch mit der Luftheizung erwärmt wurde, beliefen sich die Heizkosten für den Kirchenraum auf 7.854,54 €.
  • 2022, als die Kirche mit der Sitzpolsterheizung und den Infrarot-Strahlern ausgestattet war, beliefen sich die Heizkosten für den Kirchenraum auf 2.264,84 €. An die richtige Heizintensität war ein „technisches Herantasten“ erforderlich, weil eine zu hohe Heizungseinstellung der Sitzpolster nach einiger Zeit für die Gottesdienstbesucher*innen sehr unangenehm wurde.
  • Aktuell plant der Gebäudeausschuss für das Kirchendach eine neue, größere Solarstromanlage. Kostete 1997 eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 1 kWp noch 16.000 DM, nach heutiger Währung ca. 8.000 €, liegt heutzutage der Preis für 1 kWp bei ca. 700 € (p = peak = Spitzenwert; das bedeutet maximale Leistung).
  • Im Verhältnis zu den aktuellen Gestehungskosten einer Photovoltaik- Anlage liegt die aktuelle, laut Gesetz festgelegte Vergütung für eingespeisten Solarstrom deutlich höher als die 50 ct/ kWh gemäß EEG aus dem Jahr 2000.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern hat das Ziel, mit allen Gemeinden in Bayern wesentlich früher klimaneutral zu sein, als die Bundesregierung es bisher plant. Der Grüne Gockel dient diesem Ziel! Daher gibt es für Gemeindeglieder, die sich für die praktische Unterstützung dieses Ziels interessieren die Möglichkeit, sich im AKU aktiv zu beteiligen; es ist noch nicht aller Tage Abend!

Franz Aßbichler


Umweltkreis: Mobil ohne Auto am 22. Juli 2023
Für dieses Jahr hatten wir einen Ausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln geplant. Es ging ins Kloster Benediktbeuern, das im frühen 8. Jahrhundert gegründet wurde und als zweitältestes Kloster Altbayerns gilt.

Ohne Auto Umweltkreis Evangelische Kirche München SollnHierfür nahmen wir die Verbindung von Solln (Regionalbahn) über den Starnberger Flügelbahnhof nach Kochel (Regionalbahn einschließlich Schienen-Ersatzverkehr ab Tutzing). Wir starteten kurz nach halb 9 Uhr an der Bahnstation Solln und kamen kurz vor 11:00 Uhr im Maierhof des Klosters an.

Um 11:00 Uhr begann die Führung mit Pater Geisinger durch einen Meditationsgarten, der als Labyrinth angelegt ist. Ein aufgestellter Felsen im Zentrum des Labyrinths stellt auch den Mittelpunkt der gesamten Klosteranlage dar. Alle Pflanzen in diesem Garten sind Heilpflanzen, die traditionell zur Herstellung von Heilmitteln verwendet werden, sei es z.B. als Aufguss mit herzstärkender Wirkung, sei es als Auflage zur Wundheilung. Das immense Wissen von Pater Geisinger war beeindruckend. Er ging auf all unsere Fragen eingehend ein. Dadurch dauerte die für eine Stunde angesetzte Führung knapp 2 Stunden. Anschließend konnten wir uns im Biergarten des Klosters die umfangreichen Informationen bei einem guten Essen über die Informationen nachdenken.

Ohne Auto Umweltkreis Evangelische Kirche München SollnDanach gingen wir in die Meditationskapelle im obersten Stockwerk eines der Klostergebäude, um eine Andacht zu halten. Beeindruckend war dort das freiliegende Giebelgebälk, dessen Bundwerk ohne eisenbeschläge zusammengehalten wird.

Und ein schönes Mosaik, das laut Pater Geisinger die Erschaffung der Welt darstellt und von hinten beleuchtet ist. Mit in Blei gefassten Glasscheiben unterschiedlichster Formen und Farben, zum Teil auch mit bildlichen Darstellungen, erstreckt sich dieses raumhohe, lichtdurchdrungene Kunstwerk fast über die gesamte Breite des Raumes.

Zur Würdigung unseres kürzlich verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden des Umweltkreises, Hans Otto Kaufmann, wurde am Ende der Andacht eine Schweigeminute abgehalten.

Einen gemütlichen Abschluss gab es im Klostercafé bei Tee bzw. Kaffee mit Kuchen.

Kurz vor 15:00 Uhr traten wir unsere Rückfahrt nach München-Solln an.

Franz Aßbichler


Schöpfung bewahren konkret
Unter diesem Motto setzen wir uns mit praktischen Tipps, Vorträgen und Umweltprojekten ein. Unsere Treffen zu denen wir alle einladen, fi nden an jedem 3. Sonntag im Monat nach dem Gottesdienst abwechselnd in der Apostelkirche und der Petruskirche statt.

Mit Spannung haben die Mitglieder des Umweltkreises, und speziell die Umweltbeauftragten Franz Aßbichler und Christina Mertens, auf die Rezertifizierung des „Grünen Gockels“ hingearbeitet. Die Verbrauchs Kennzahlen der Gemeinde zu Wasser, Strom, Heizung, Papier und C02-Ausstoß waren zu aktualisieren. Es gab eine Gemeindebefragung, ein neues Umweltprogramm für die Aktivitäten der nächsten vier Jahre, und aktualisierte Schöpfungsleitlinien – alles eng abgestimmt mit dem neuen Kirchenvorstand. Und ja! Der Aufwand hat sich gelohnt! Revisor Roland Wolkersdorfer lobte unsere Gemeinde nach eingehender Prüfung der Unterlagen und der Gebäude sehr. Er sei von der Vielzahl und Nachhaltigkeit der Aktivitäten und Projekte beeindruckt. Selten habe er bei einer Gemeinde eine so vollständige Dokumentation mit Portfolioanalyse, Chancen-Risiko-Betrachtung und Stakeholder-Analyse zum Audit erlebt. So überreichte er besonders gern die Urkunde mit der Verlängerung des Zertifikats als „Kirchengemeinde mit  umweltfreundlichem Handeln“ für die nächsten vier Jahre. Zum Arbeitskreis Umweltschutz (AKU) mehr auf unserer Webseite oder bei

Franz Aßbichler


Fridays for Future - Churches for Future
Im Rahmen der Vortragsreihe Schöpfung bewahren hatten wir am 26. Januar Sarah Pflanz und Maximilian Soos von Fridays for Future zu Gast im Gemeindesaal der Apostelkirche eine Frage war und was können wir tun? Dranbleiben. Es ist wichtig, sich zu zeigen. Jeden Freitag um 11:55 Uhr lädt Christoph Grötzner Menschen, die nicht an den Fridays-for-Future-Demonstrationen in München teilnehmen können, zur Andacht vor und in die Apostelkirche ein. Es geht dabei um die Fragen: Wie geht Kirche? Wofür biete ich Raum?

Immer freitags
11:55 Uhr
Glockengeläut, Mahnwache unter dem Banner
der Apostelkirche
12:05 Uhr
gemeinsamen Austausch in der Apostelkirche.


Ein schöpfungsfreundliches Gemeindeleben ist uns wichtig.
Seit über 30 Jahren setzen wir uns dafür ein und initiieren immer wieder wegweisende Umwelt-Projekte:

  • Im Jahr 1997 brachten wir die erste Photovoltaikanlage auf ein bayerisches Kirchendach; Pfarr- und Mesnerhaus erhalten seit 2002 ihr Warmwasser über eine thermische Solaranlage. Dazu hier die "Stromernte" der Apostelkirche: 
  • Die Gemeinde bezieht 100 % Ökostrom von „naturstrom“! Hier das Zertifikat: 
  • Viele kleine Maßnahmen helfen, Müll zu vermeiden und damit Ressourcen zu schonen.
  • Regelmäßig laden wir ausgewiesene Experten zu aktuellen Umweltthemen in die Gemeinde ein. Hier dazu der aktuelle Programm Flyer 2020 (als .pdf):
  • Unsere Umwelttipps am „Grünen Brett“ sind auch für den Alltag nützlich.

Das konsequente Umweltmanagement spart unserer Gemeinde bis zu 26.000 € im Jahr. Dazu hier eine Übersicht: 

Dafür hat sie bereits im Jahr 2011 das Zertifikat „Grüner Gockel“ erhalten.

Die Zertifikate für 2011 (Apostel- u. Petruskirche getrennt) und für 2015 finden Sie hier:

In 2015 konnten wir erfolgreich die Rezertifizierung durchführen!
Sonderausgabe zur Umwelterklärung 2015 - Der "Grüne Gockel" wird rezertifiziert:



Beschaffungsordnung festgelgt vom Kirchenvorstand 2019: (Bild bitte anklicken!)
Beschaffungsordnung Solln 2019

 

 


 

bild2Herzliche Einladung an alle Interessierte – wir freuen uns!
Sprechen Sie uns gerne an:
Franz Aßbichler (Vorsitzender des AKU, Umweltbeauftragter der Gemeinde),
Christina Mertens (Stellv. Vorsitzende, kirchl. Umweltberaterin und Umweltauditorin für den „Grünen Gockel“; Prädikantin)