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Leitartikel

 

Gott wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.

(Apostelgeschichte 17, 24)

Liebe Gemeinde,

… aber es war doch sehr praktisch, gleich zwei von diesen Tempeln zu haben. In Apostel ist besetzt? Gehen wir eben zu Petrus, haben wir immer gesagt. In Petrus singt der Chor? Dann machen wir die andere Veranstaltung halt in Apostel.
Jetzt mussten wir uns verabschieden von der Petruskirche. Die Sanierungskosten wären zu hoch gewesen. Und den Erhalt von zwei Gemeindehäusern können wir uns nicht leisten. Diese Erkenntnis war bitter, und wir haben lange darum gerungen.

Gott wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.

Doch, man kann sagen, Gott wohnte schon hier, wenn Menschen in die Petruskirche zum Gottesdienst gekommen sind, auf die Verkündigung hörten und gebetet und gesungen haben. Aber eben nicht nur. Dieser Satz des Apostel Paulus soll uns trösten.
Gott wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Sondern Gott wohnt überall, in seinem Wort und wo zwei oder drei sich in seinem Namen versammeln.

Für den jüdischen Glauben wurde dieser Satz zentral, nachdem die Römer Jerusalem 70 n. Chr. erobert und den Tempel zerstört hatten. Kein Haus mehr, in dem Gott wohnt.

Aber er wohnt in seinem Wort. Und das findet sich in der Heiligen Schrift. Und in den Menschen, die sein Wort hören, studieren, lernen und danach handeln. Auf der Basis überlebten die jüdischen Gemeinschaften in der ganzen Gola, der Zerstreuung in alle Länder der Erde, die religiöse Katastrophe.

Der Apostel Paulus sagt diesen Satz zu den Menschen in Athen. Auf dem Areopag. Ein Platz mit Geschichte – erst als allgemeiner Gerichtsplatz, und später als Urteilsplatz in religiösen Angelegenheiten. Die religiös sehr achtsamen Athener hatten nämlich neben all den Mengen von Tempeln für alle aus ihrem Göttergetümmel noch einen zusätzlichen gebaut mit der Inschrift: Dem unbekannten Gott.

Paulus nutzt das als Aufhänger für seine Verkündigung: Genau von dem will ich euch erzählen. Und überhaupt: Der wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Der Himmel und Erde geschaffen hat, hat das nicht nötig.

Uns spendet dieser Satz Trost. Er macht einen Neuanfang möglich. Gott, wie ihn die Bibel bezeugt, ist die meiste Zeit unterwegs. Er begleitet Abraham auf der Reise seines Lebens. Er reist mit seinem Volk Israel auf dem Weg aus der Sklaverei durch die Wüste in die Freiheit. Er zieht mit den Resten seines Volkes in die Gefangenschaft nach Babylon. Und führt sie von dort 70 Jahre später wieder zurück. Und vom erwachsenen Jesus aus Nazareth wissen wir, dass er während der vermutlich drei Jahre, in denen er geheilt, gepredigt und die Menschen versammelt hat, unterwegs war, unbehaust, ohne festen Wohnsitz, würde man heute sagen. „Gott reist mit“, davon war meine frühere Gemeinde, die der Schausteller und Artisten, überzeugt.

Auch wir sind unterwegs in ein neues Selbstverständnis. Nicht mehr „Petrus- Sprengel“ und „Apostel-Sprengel“, sondern jetzt: Evangelisch in Solln. In nunmehr einem Gemeindehaus ist es nötig, dass alles sich neu sortiert.
Wer nur zurückschaut wie Lots Frau in der Abrahams-Überlieferung, erstarrt. Geht hin in alle Welt, hat Jesus gesagt. Und siehe, ich bin bei euch. Alle Tage, bis ans Ende der Welt. Und wir sind berufen, ihm nachzufolgen.

Herzliche Grüße,

Ihre Pfarrerin Regina Hallmann